Die Nacht war ziemlich ruhig, abgesehen von ein wenig Rambazamba im naheliegenden Restaurant. Speziell ist auch hier das Phänomen der Dauercamper. Also Camper, die hier so richtig wohnen, vermutlich von Juni bis Oktober. Wir durften in direkter Nachbarschaft miterleben, wie aus einem Camper, einem Wohnwagen und einem Zelt eine veritable Behausung wurde. Man kann sich gar nicht ausdenken, was das alles zum Vorschein kam: grosser Kühlschrank, Laubbläser (WTH!!!), Trimmer, Doppelabwaschstelle, Werkzeuge in allen Grössen und Formen etc. etc. Glücklicherweise waren die zwei Hunde um einiges ruhiger in ihrer Art als ihre Besitzer.

Mit einiges an Vorfreude machten wir uns auf den Weg nach Castelsardo, eine kurze Reise. Die Vorfreude war zweiteilig: einerseits der Ort selber, aber fast mehr die Übernachtung auf einem Weingut mit vorheriger Weindegustation.
Castelsardo liegt auf einem Felsvorsprung, zwischen zwei Buchten. Das Castel thront zuoberst auf dem Felsen und hat eine bewegte Vergangenheit. Im sassarischen Sardisch heisst es Castheddu Sardhu, in der lokalen castellanesischen Mundart Calteddu.



Nach dem lohnenswerten Besuch von Castelsardo ging es weiter auf das Weingut Cantina Ligios in La Muddizza, wiederum einen Katzensprung zu fahren. Dort angekommen wurden wir von einer überaus warmherzigen Gastgeberfamilie empfangen. Wir hatten einen Stellplatz direkt am Weinberg (Cabernet Sauvignon), mit Zugang zu einer kleinen Wohnung mit einem Tollen Bad – wie Zuhause, wir haben es unvollendet Zügen genossen.
Mit einer – nach italienischen Verhältnissen – nur leichten Verspätung begann dann die Degustation. Carmela, die Chefin (eigentlich DIE Chefin) übernahm die deutsche Gruppe und uns beiden Schweizer, um uns in Englisch durch viele Geschichten rund um das Weingut zu führen, Bastiano (ihr Ehemann, nicht DER Chef) übernahm das französische Paar (auf französisch).
Hauptsächlich wird hier Cannonau (Grenache, Garnacha), Cabernet Sauvignon, Syrah und Vermentino angebaut. Die Gegend ist heiss, vom Meer her gibt es viel Feuchte, deshalb werden die Reben hoch gezüchtet, damit der Wind die Feuchtigkeit aus den Reben treibt. Diese sind auch längs vom Meer her angeordnet, um die Durchlüftung zu optimieren.
Ein Highlight ist der rund 300 jährige Olivenbaum, welcher sich über die Jahrhunderte aufgrund des Windes in eine spektakuläre Form entwickelt hat. Und wenn man gut hinsieht, sieht man den Kopf eines Schafes, welches nach rechts schaut.




Wir durften sechs Weine degustieren, welche fast alle mundeten. Dazu wurden verschiedene sardische Spezialitäten der serviert, Bastiano hat für die Zubereitung der Salsicca extra den riesigen Kamin angefeuert.







Um ca. 23:00 Uhr gingen wir satt, zufrieden und wirklich nur ein wenig angeheitert ins unser Querbett. Natürlich nicht ohne vorher noch eine kleine Bestellung platziert und bezahlt zuhaben.