Das „aber“ mit der Wasserkraft

Wasserkraft ist doch eine gute Sache oder? Ja, mit Sicherheit, aber… Das „aber“ betrifft den grösseren Teil der in der Schweiz produzierten Wasserkraft, jener aus Pumpspeicherkraftwerken. Die „normalen“ Speicherkraftwerken (auch Wasserkraftwerke genannt) sind davon nicht betroffen. Dort wird das natürlich anfallende Oberflächenwasser (aus Niederschlag) mittels Staumauer aufgestaut und im Bedarfsfall zur Stromerzeugung abgelassen. Diese Energie wird dann erzeugt, wenn sie benötigt wird, insbesondere handelt es sich um Spitzenenergie. Hier gibt es kein „aber“, der Nutzen ist klar, ebenso die Leistungsfähigkeit sowie die Effizienz. Die Energie wird in mehreren Gemeinden und Städten (z. B. in St. Gallen) als eigenes Produkt „Aquapower“ verkauft.

Pumpspeicherkraftwerke erzeugen im Grundsatz auf die gleiche Art und Weise elektrische Energie. Der Unterschied besteht darin, dass das Kraftwerk auch wieder Wasser in den Wasser- / Speicher pumpt, wenn bei den Kohle-, Wasser- oder Windkraftwerke im In- und Ausland mehr Elektrizität (Bandenergie) produziert, als momentan gebraucht wird. Hierzu wird die Richtung des Wasserflusses umgekehrt, die Turbinen pumpen, anstatt turbinieren. Beim Turbinieren wird dann Energie erzeugt, im Normalfall jedoch keine Band- sondern Spitzenenergie (s. a. Sonnen- und Schattenseiten der alternativen Engergieformen).

Was auf den ersten Blick nichts Negatives in sich zu haben scheint, hat leider ein paar Nachteile. Folgende „aber“-Argumente bringen Pumpspeicherkraftwerke mit sich [1]. Zuerst ist der Ertrag eher bescheiden, da der Hautpzweck in der Veredelung der Energie und nicht primär in der Gewinnung liegt. Am Beispiel „Linthal 2015“ bedeutet das, dass das Werk 20 – 25 % mehr verbrauchen wird, als es produziert! Es wird darum gerne die Analogie zu Batterien genannt, welche auch Energie speichern und darum einen relativ hohen Verlust aufweisen.

Das AKW Gösgen generiert während 8000 Stunden gleichmässig Energie, „Linthal 2015“ wird 3000 Stunden pumpen und nur 2300 Stunden turbinieren, also Energie erzeugen. Oder anders gerechnet: der Verbrauch liegt bei ca. 12 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Bandstrom, die Erzeugung bei ca. 9 Milliarden kWh Spitzenstrom. Die dadurch entstehende Verlustmenge ist mehr als die gesamte Jahresproduktion des AKW Mühleberg! Ein ziemlicher Wahnsinn, der das „aber“ mehr als gerechtfertigt. Da die Energie zum Pumpen primär aus thermischen Quellen und sekundär aus Windenergie gewonnen wird, kann die Energie nicht als „grüne“ Energie verkauft werden und somit auch nicht als „Aquapower“.

Pumpspeicherkraftwerke sind also eine interessante Investition für die grossen Stromproduzenten der Schweiz, aber nur solange genügend Bandenergie zur Verfügung steht. Ohne AKWs wird dies in den nächsten Jahren jedoch nicht der Fall sein, deshalb machen die geforderten AKW-Abschaltungen den Grossen der Branche das Leben doppelt schwer.

Fazit: Pumpspeicherkraftwerke sind nur eine Notlösung oder erst dann nachhaltig, wenn soviel erneuerbare Bandenergie zur Verfügung steht, dass diese als „Batterie“ genutzt werden können. Bis dahin bleibt die Speicherung von elektrischer Energie eine der Hauptherausforderung, welche es zu lösen gilt.

Quelle:
[1] St. Galler Tagblatt v. 13.05.2011 „Kraftwerk auf Kalk gebaut“

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