Woche 5 – Provence – Schweiz

Montag, keine Route, Besuch der Lavendelfelder

Als wir am Vortag Richtung Sault gefahren sind, waren wir der Meinung, dass wir schon fast zu spät für die Lavendelblüte seien. Die Felder wirkten mehrheitlich „mager“ und eher blass. Im Gespräch mit einer Ladenbesitzerin für Lavendellprodukte haben wir jedoch erfahren, dass der Lavendel „malade“ sei. Auf meine Rückfrage, ob ein Befall durch Insekten daran schuld sei, erhielt ich zur Antwort, dass es der Stress sei, welcher durch die Trockenheit verursacht wird. Auch hier ist der Klimawandel stark zu spüren und wird eine starke Veränderung in der Landwirtschaft mit sich bringen. Wie beim Wein notabene.

Unsicher, ob wir zu Fuss zu den angeblich schönsten Lavendelfelder pilgern sollten oder mit dem Velo, entschieden wir uns im letzten Moment für letzteres. Ein wahrlich guter Entscheid! Die Fahrt nach Ferrassières, Aurel und Sault war ein kleiner Traum. So kamen wir dann doch noch zu Fotos von vollen, gut gepflegten und schier endlosen Lavendelfeldern. Olfaktorisch war es ein Wechselbad zwischen dem Geruch des Lavendels und der Pinienwälder, von welchen wir mehrere durchquerten. Zweimal fuhren Transporter mit frischer Ernte an uns vorbei, unbeschreiblich!

Aurel ist sehr, sehr klein. Wenn man durch die wenigen Gassen flaniert, getraut man sich fast nicht, laut zu sprechen. So ruhig ist es! Oder sollte man sagen ausgestorben? Wohl beides, viele dieser Kleinstdörfer dürften keine rosige Zukunft haben, wir kennen das in der Schweiz ja auch.

Nach einer kurzen Einkehr und dem Genuss von Chaussons aux pommes – unsere geliebten Pain aux chocolate waren „leider“ aus – und der damit verbundenen Einnahme von mind. doppelt so viel Kalorien wie wir auf der gemütlichen Velofahrt verbrannt haben, machten wir uns auf den Heimweg. Danach stand „chillen“ und eine kurze Joggingrunde auf dem Programm.

Dienstag, Sault-Vésenaz (Genf)

Am Dienstag hiess es, Abschied von Frankreich zu nehmen. Unsere Tour war noch nicht ganz vorbei, aber das Ende nahte… So machten wir uns auf den rund 330 km weiten Weg. Ein Weg, welcher es schlussendlich in sich hatte… Wir liessen uns – einmal mehr – auf den Vorschlag des Navis ein. Dies war – einmal mehr – eine Mischung zwischen „wie passt Fat Boy hier durch“, „Wow, was für schöne Gegenden gibt es“ und „WTF schlägt uns das Navi schon wieder vor…“. Gut, man kann auch durchaus der Meinung sein, dass nicht der Computer daran schuld ist, sondern der- oder diejenige, welche(r) ihn bedient.

So hatte die Tour dann zwei Höhepunkte, welche den Adrenalinhaushalt in ungeahnte Höhen steigen liess. Der erste war ein Nationalpark (Méouge-Schlucht) mit so schmalen Strassen – links flankiert von schroffen Felswänden, rechts eingerahmt von einer tückisch hohen Steinmauer -, auf welchen uns ein Töfffahrer den gestreckten Mittelfinger zeigte, wohl nur darum, weil wir auch dort durch wollten oder mussten und nicht wirklich ausweichen konnten. Glücklicherweise herrschte so wenig Verkehr, dass auf Rückfahrmanöver der überirdischen Art vollständig verzichtet werden konnte. Die Schlucht und das Panorama waren jedoch einzigartig, wir haben leider wenig davon mitbekommen und auch keine Zeit gefunden, um Fotos zu schiessen (Fotos sind aus dem Internet).

Der zweite Höhepunkt war dann die Durchfahrt des Villenviertels von Vésenaz, welchds etwa ähnlich wie unser Rosenbergviertel ist, nur mindestens doppelt so pompös und die Strassen mindestens halb so breit… Als wir einmal stillstanden, um ein LKW passieren zu lassen, habe ich vor meinem geistigen Auge bereits das Unfallprotokoll gezückt, „um Haaresbreite“ wäre eine schiere Untertreibung.

Auf dem TCS-Campingplatz angekommen, wo wir zu unserer Überraschung einen Platz mit Seesicht erhielten, war natürlich ein Schwumm im Genfersee angesagt. Das einigermassen kühle Nass half uns dabei, den Adrenalinstand wieder auf ein normals Niveau zu bringen. Ausserdem regte dieser den Hunger an, so gab es einen gemischten Salat mit verschiedenen Grillzutaten, was richtig lecker war.

Mittwoch, keine Route, Velotour und Kurzbesuch von Genf

Nach einer etwas unruhigen Nacht neben einem Naturschutzgebiet mit vermutlich ein paar Millionen Vögeln, welche in der Nacht alles tun, ausser schlafen, machten wir uns an das letzte Tagesprogramm dieser wunderbaren Tour. Da wir nicht so die „Shopper“ sind, entschieden wir für eine Velotour durch die Umgebung von Genf. Wir wählten die Route 171 von Swiss Mobil, mit einer Länge von schlussendlich knapp 40 Kilometern. Die Route führte mehrheitlich Überland an verschiedenen „Sehenswürdigkeiten“ vorbei. Da diese im Privatbesitz sind, blieb es dann bei einem „drive by“ und kurzem „Aha…“. Nichtsdestotrotz ist es eine schöne Route zwischen Weizen- und Sonnenblumenfeldern sowie Reben hindurch.

Da die Route bis nach Genf führt, liessen wir uns einen Kurzbesuch dann doch nicht nehmen. Wir flanierten am Ufer entlang bis zum jet d‘eau und machten uns dann Richtung Altstadt. Ein Besuch der Kathedrale Saint-Pierre lohnt sich, man könnte dort auch noch den Turm besteigen. Uns war das zu heiss und Sport hatten wir ja bereits  auf dem Programm.

Nach einem Bummel durch die schönen Gassen, der ersten Pizza nach über drei Wochen und dem Staunen, wie die Reichen und (nicht so) Schönen vor den Luxusläden auf Einlass warteten, machten wir uns zurück zu Fat Boy und dem schönen Genfersee. So war das nach einem wunderschönen „Nach dem Aufstehen und vor dem Frühstück“-Schwumm das zweite Eintauchen in den See.

Den Rest des Nachmittags und Abends verbrachten wir mit Lesen und der Aussicht auf einen See mit einem unglaublich faszinierenden Licht- und Wolkenspiel sowie einer Vielzahl von Segelbooten.

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