Hüten statt unterrichten – Sparen ja, aber bitte ehrlich und gesamtheitlich

Mein Leserbrief, welcher es bisher einfach nicht ins St. Galler Tagblatt schaffen will, zum Thema „Neue Stellvertreterregelung an den Schulen der Stadt St. Gallen“.
[Update: er hat es geschafft, just am Tag der Sitzung des Stadtparlamentes v. 09.12.2014. Einiges wurde jedoch angepasst, hier ist das Original zulesen]

Dass gespart werden muss, wird niemand bestreiten wollen oder anders gesagt, das schleckt keine Geiss weg. Auch ist unbestritten, dass eine Sparmassnahme mit einem jährlichen Effekt von einer halben Millionen Franken eine einträgliche sein wird. Wieso denn die Kritik an dieser Stellvertretermassnahme?

Eine Sparmassnahme soll neben dem eigentlichen Zweck der Einsparung zwei wichtige Kriterien erfüllen: sie soll transparent sein und möglichst gesamtheitlich. Transparent bedeutet, dass man das Kind beim Namen nennt. Die angedachte – hat wirklich jemand das Ganze zu Ende überlegt? – Stellvertretung wird de facto nicht stattfinden. Keine Schule und auch keine Firma hat Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, welche däumchendrehend darauf warten, dass eine Kollegin oder ein Kollege ausfällt und man dann endlich genug zu tun hat. Also wird bei jedem Ausfall ad hoc eine Lösung gefunden werden müssen. Und genau hier setzt meine erste Kritik an: eine adäquate Beschulung unserer Kinder wird selten möglich sein. Entweder werden sie „bestmöglich“ beschult oder aber einfach gehütet. Im ersten Fall werden Unterstützungsangebote (ISF und Teamteaching) oder auch mal die Schulleitung für die Stellvertretung zweckentfremdet, im letzteren Fall findet irgendeine Form von Beschäftigung statt, z. B. einen Film schauen. Was früher, vor Einführung der Blockzeiten, als kurzfristige Überbrückung durchaus seine Berechtigung hatte, wird spätestens nach dem ersten ganzen Tag zur Farce. Jeder weitergehende, hochwertigere Hütedienst würde mehrheitlich nicht vorhandene Ressourcen binden, also tendenziell nicht stattfinden.

Der zweite Kritikpunkt betrifft die gesamtheitliche Betrachtung. Bei einer Betreuung, welche nicht nur aus einer Filmvorführung besteht, entstehen Kosten. Nicht budgetrelevante, aber trotzdem Kosten. Die Qualität, welche nicht gewährleistet werden kann, verursacht ebenso Kosten. Einfach an anderer Stelle, einige Zeit später und mindestens kurzfristig ebenso nicht budgetrelevant. Schlussendlich ist die Mehrbelastung der Lehrpersonen zu erwähnen, welche durchaus zu indirekten Kosten führen kann, für welche niemand verantwortlich gemacht werden will und welche sehr schnell sehr hoch ausfallen können.

Ich appelliere an ein gesundes Augenmass der Verantwortlichen in der Verwaltung und Politik. Es sollte Massnahmen geben, die zum erwünschten Spareffekt führen, ohne im jetzigen Masse auf unsere Kinder und die Lehrpersonen einen negativen Einfluss zu haben.

Weitergehende Infos dazu:

 

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