Es ist ja nicht gerade neu, dass immer mehr Verantwortung und Aufgaben an die Schule delegiert wird. Auch liegt es in der Natur der Sache, dass die verschiedenen Anspruchsgruppen wie Pädagogen, Eltern und die Politik hier unterschiedlicher Meinung sind. Kommt dann noch die Frage nach dem Mass der Delegation hinzu, ist der Schlamassel perfekt.
Nichtsdestotrotz wäre es dringendst notwendig, das Thema Medienkompetenz, insb. der Umgang mit den „neuen“ Medien, gebührend – im zugegebenermassen immer vielfältiger und dichter werdenden Lehrplan -fest und dynamisch zu verankern. Ob das mit dem Lehrplan 21 (LP 21) geschehen wird, ist noch unklar. Sicher werden unter dem Kapitel überfachliche Themenlehrpläne die Kompetenzbereiche ICT und Medien ihren Platz finden. Die folgenden Zeilen lassen doch die Hoffnung zu, dass im 2015 / 2016 (!!!) der eine oder andere Grundsatz gelehrt wird. Natürlich immer unter der Annahme, dass die kantonalen Bestimmungen so unterschiedlich sein werden, wie die vielseitige Flora und Fauna auf den Galapagos-Inseln (noch) ist.
Die Schülerinnen und Schüler können sich sowohl in der physischen wie auch in medialen Welten und virtuellen Lebensräumen orientieren und kennen ihre Regeln. Sie können deren Bedeutung für die Gesellschaft und für sich selbst einschätzen. [1]
Im Gegensatz zur Vielfältigkeit der kantonalen Bestimmungen wird wohl der Umfang stehen. So dürfte es kaum mehr als eine Wunschvorstellung sein, dass z. B. auf der Primarstufe mind. 50 – 60 Lektionen für das Thema investiert wird (oder werden kann). Wenn man nun versucht, den Aufwand mit dem Nutzen zu vergleichen, lässt man sich sehr schnell auf kritische Zahlenspielereien ein. Oder wie kann man den Aufwand, also die investierte Zeit und Energie für den Unterricht zu diesem Thema, dem Leid der Personen gegenüberstellen, welche z. B. von Cybermobbing betroffen sind? Oder wie kann man garantieren, wieviele Opfer von Cybermobbing durch das Lehren von Medienkompetenz vermieden werden können?
Zurück zur doch eher rhetorischen Anfangsfrage, wer es denn richten soll. Natürlich wäre es zu einfach, einmal mehr den oder die Schuldigen in der Politik oder konkreter im Bildungswesen zu suchen. Ebenso (zu) einfach wäre es, die Eltern dafür zu verantwortlich zu machen, dass sie eher der Generation „Baby Boomer“ [2] als der „Generation Y / Millennials“ [2] angehören. Wer ertappt sich (Annahme: älter als 40 Jahre) nicht öfters dabei, dass er ob der extrem schnellen und dramatischen Entwickluing im Bereich der Medienkompetenz leicht verduzt oder doch eher Bauklötze staunend aus der Wäsche schaut, wenn z. B. plötzlich alles Gute aus der Wolke kommen soll. Waren es früher eher feuchte Ergebnisse, die da kaum spürbar oder knüppeldick aus der neudeutschen Cloud [2] gerieselt kamen, sind es heute SaaS [2], PaaS [2] und zahlreich sonstige xxxaas. Das Beste daran: wenn man das Gefühl hat, auf dem neuesten Stand zu sein, sind diese xxxaas schon wieder von gestern. So verwundert es einen nicht, dass man heute schnell von gestern ist.
Die Lösung – oder mind. ein Lösungsvorschlag – ist einfach und langweilig: die Schule wie auch die Eltern sollten ihren Beitrag leisten. Die Erziehung von unserem Nachwuchs kann nur erfolgreich sein, wenn dieses Zusammenspiel funktioniert. Nicht nur bei der Medienkompetenz. So sollte der Lehrplan das Thema adäquat und aktuell berücksichtigen, so sollten sich die Eltern wie z. B. beim Thema Anstand ihrer Verantwortung bewusst sein. Hierbei sollten, nein muss der Umstand berücksichtigt werden, dass die Eltern naturgemäss nicht alles verstehen können, was der heutigen Jugend so mit auf den Weg gegeben wird. So wenig wie man von den Eltern erwarten kann, dass sie Englisch, Französisch, Trigonometrie verstehen können oder noch wissen, dass die Schweiz 1291 gegründet oder das Frauenstimmrecht im Kanton Appenzell Innerrhoden knapp danach, nämlich 1990 (aufgrund eines Bundesgerichtsurteils…) eingeführt wurde, so wenig kann man erwarten, dass sie mit der rasanten Entwicklung in den neuen Medien Schritt halten können. In diese Lücke sollte die Schule springen, auch wenn sie mind. beim Thema rasante Entwicklung vor der ähnlichen oder gar grösseren Herausforderung steht.
Ein weiterer Weg, sich dem Thema anzunähern, ist die Zusammenarbeit zwischen der Schule und den Eltern. Ob die Initiative nun „Elternforum“, „Eltern mit Wirkung“ oder „gemeinsam statt einsam“ heisst, immer geht es darum, einen Synergieeffekt zu erzielen. Ein Beispiel ist das Projekt „Medienkompetenz – kompetenter Umgang mit modernen Medien“ [3] der Primarschule Oberzil in St. Gallen. In einer Veranstaltungsreihe wird – möglichst wertungsfrei – das Thema allgemein erläutert, mit einer oder mehreren Praxisveranstaltungen und mit Referaten sowie zahlreichen Informationsquellen konkretisiert. Das Ganze mit dem Ziel, den Eltern eine Unterstützung zu bieten, um ihre Kinder oder deren Verhalten mit den modernen Medien besser zu verstehen. Und natürlich geschieht dies auch mit der Hoffnung, dass sich solch tragische Geschichten wie im Artikel des Migros-Magazin [4] beschrieben sind, nicht wiederholen werden. Ganz wichtig sind die Erkenntnisse der Betroffenen sowie der Eltern am Schluss des Artikels.
Quellen:
[1] Grobstruktur LP 21 (Seite 18)
[2] Suchbegriff auf Wikipedia eingeben 🙂
[3] Medienkompetenz – kompetenter Umgang mit modernen Medien des Elternforums der Primarschule Oberzil in St. Gallen
[4] Cybermobbing – Freunde gesucht, Feinde gefunden