Eines vorweg: Zahlen sind da, um so interpretiert zu werden, dass sie der jeweiligen Herausgeberin einen (grösstmöglichen) Nutzen bringen. Dennoch dürften vom BFS (Bundesamt für Statistik) erhobene Daten eine hohe Repräsentativität aufweisen. Natürlich ist die Interpretation politisch gefärbt, die meisten Aussagen lassen sich aber einfach belegen, in dem man die Augen und Ohren öffnet und die Zahlen für sich selber analysiert.
Wie setzt sich der Mittelstand zusammen
Zum Mittelstand werden rund 60(!) Prozent der Bevölkerung gezählt. Dieser wird in drei Klassen unterteilt: unterer, mittlerer und oberer Mittelstand. Die monatlichen Haushaltseinkommen in diesen Klassen variieren sehr stark, dies je nach Haushaltsform: Einzelpersonen, Familienhaushalte (Paare mit Kindern).
Welche Eigenschaften hat der Mittelstand
Die SP-Schweiz beschreibt diese in ihrem Bericht [1] folgendermassen:
Wer zum Mittelstand gehört, ist in erster Linie eine soziologische Frage und damit eine Frage, ob die Menschen die grundsätzlichen Werte des Gesellschaftsvertrags teilen. Im Zentrum steht die Bereitschaft, für sich und die Gemeinschaft Verantwortung zu übernehmen und das Bewusstsein zu teilen, dass wir uns gemeinsam schaffen, was wir uns alleine nicht leisten können.
Die Wahrung des Mittelstands dürfte somit einen deutlich grösseren Nutzen bringen, als eine Stärkung der hohen Einkommen. Und dass sich die Schere fortlaufend und sehr deutlich öffnet, beweist die Tatsache, dass innert knapp zehn Jahren (1997-2008) sich die Anzahl der Lohnmillionäre verfünffacht, die Anzahl der Personen mit einem Einkommen von über 500‘000 Franken vervierfacht hat.
Was beschäftigt den Mittelstand
Seitens der politischen Linken wird behauptet, dass der Mittelstand zerfällt. Wenn man die Zahlen aus der Haushaltsbudgeterhebung des Bundes anschaut [1], dürfte das schnell bestätigt werden, sicher bei den Familienhaushalten. Dieser Zerfall kann dann vermieden werden, wenn ständig mehr Einkommen (Reallohnerhöhungen) zur Verfügung steht, Jahr für Jahr, mehr als die Teuerung wegfrisst. Das ist, gerade beim Mittelstand, jedoch die Ausnahme und nicht die Regel.
Was sagen die Zahlen, wie kann der Mittelstand erreicht werden
Wenn man die nackten Zahlen betrachtet, benötigt man als Einzelperson ein ungefähres Einkommen von CHF 6’000, als Familie bereits CHF 10’000. Hier zeigt sich bereits die Problematik: was als Einzelperson zu schaffen ist, bedingt als Familie schon grössere Anstrengungen und immer öfters ein zweites Einkommen. Politisch, mit Ausnahme insb. der Rechten, ist die Arbeitstätigkeit beider Elternteile nicht nur geduldet, sie wird praktisch verlangt. Wenngleich die Gründe seitens der Linken eher nicht beim zusätzlichen Einkommen zu suchen sind, sondern viel mehr mit der Stellung der Frau, Wiedereinstieg und auch Verlust von qualifizierten Arbeitskräften argumentiert wird.
Im Grundsatz ist nichts gegen einen Wiedereinstieg einzuwenden, solange er a) nicht aus Existenzängsten und b) massvoll geschieht. Optimal sind Jobsharing-Modelle, welche i. d. R. aber aus praktischen oder finanziellen Gründen schwierig zu realisieren sind. Der „gefühlte“ Trend geht aber soweit, dass mittlerweile die vermeintlichen Vorteile von Kinderkrippen und somit der Fremdbetreuung in der öffentlichen und politischen Diskussion so prominent in der Vordergrund gerückt werden, dass die Frau vom Typ „ich möchte mich meinen Kindern widmen und gemeinnützig tätig sein“ bereits als sehr konservativ, wenn nicht sogar ewiggestrig hingestellt wird. Mehr Gedanken hierzu ein ander Mal an anderer Stelle.
Fazit
Schlussendlich geht es dem Mittelstand mehrheitlich gut, das darf gesagt werden. Damit dies so bleibt, ist das Engagement der Politik gefragt, von links wie auch von rechts. Ein Verlust des Mittelstandes und somit mit höchster Wahrscheinlichkeit eine Zunahme bei den einkommensschwachen Haushalte kann, nein wird den sozialen Frieden in der Schweiz gefährden.
[1] Politik für die gesellschaftliche Mitte ist Politik für alle!