Vortrag Rudolf-Steinerschule – 30.03.2011
Schule vom Kind her denken
Remo H. Largo
(private Zusammenfassung, komplett und formatiert bestellbar über das Kontaktformular)
1. Bildungssystem ist eine Baustelle
Seit 10 Jahren bewegt sich das Schweizer Bildungswesen kaum oder in die falsche Rich¬tung. Es reden zu viele Parteien mit:
– Bildungspolitik
– Lehrerinnen / Schule
– Familie / Eltern
– Medien
Es bestehen existenzielle Ängste, da Bildung der einzige Rohstoff in der Schweiz ist.
2. Klagen bezüglich Schule
– Es besteht keine Chancengerechtigkeit
– Es findet zu früh eine Selektion statt
– Die Schulreform zeigt sich orientierungslos (kaum Veränderungen in den letzten 10 Jahren
– Es kommt häufiger zu Schulverweigerung
3. Klagen der Schüler
– Häufung von psychosomatischen Störungen
– Hyperaktivität nimmt zu
– Fehlende Disziplin
4. Verlässliche Beziehungen
4.1. Beziehungsverhalten
In den jetzigen Debatten ist das Beziehungsverhalten kein Thema. Kinder möchten sich mit Lehrerinnen binden. Sie suchen Akzeptanz und Wertschätzung. Beides hat nicht direkt mit Leistung zu tun!
4.2. Wechsel von Klassenlehrinnen zu Fachlehrerinnen
Das System weg von den Klassenlehrerinnen hin zu Fachlehrerinnen führt zu einer gestei-gerten Anzahl Personen, mit denen ein Kind zu tun hat. Die dadurch entstehende fehlende Zeit für eine Bindung führt zu weniger Vertrautheit. Ausserdem führt es auch dazu, dass die Kinder nicht mehr ihr „eigenes“ Klassenzimmer haben, welches einen wichtigen Bezug für ein Kind darstellt und wiederum zu Vertrautheit führt. Es wird häufig das Zimmer gewechselt, das Zimmer „gehört“ den Lehrerinnen.
4.3. Beziehungsqualität
Kinder wünschen sich ein Klima zum Wohlfühlen, nicht nur zwischen Lehrerinnen und Kin-dern, sondern auch untereinander.
Beziehungsqualität bedeutet insbesondere auch Kontakte ausserhalb des Unterrichts. So gibt es Länder, bei denen die Lehrerinnen nach der Übernahme einer neuen Klasse zu Hause vorbei kommt und erstens mehr Zeit für das Gespräch mit den Eltern hat und zwei¬tens einen Eindruck der Lebensumstände des Kindes erhält.
Kinder brauchen Kinder: der Umgang mit anderen Kinder ist essenziell für die persönliche Entwicklung. Prüfungen, Noten, Auswendiglernen führt zu einem Wettbewerb und Hick-Hack zwischen den Kindern und somit zu einem erschwerten Umgang.
4.4. Betreuung und –qualität
In der Stadt Zürich sind 50 – 70 % der Kinder über Mittag und nach der Schule nicht betreut. Die Wahrnehmung ist jedoch eine andere. In St. Gallen ist der Anteil vermutlich tiefer, die Problematik jedoch dieselbe.
4.5. Soziales Verhalten
Insbesondere in der Oberstufe ist es wichtig, Kinder sozial zu integrieren. Dies ist eine Auf-gabe der Schule. Wenn die Schule das nicht schafft, geschieht es nicht!
Die Schule trägt massgeblich zur Erlangung der sozialen Kompetenz bei. Kinder verbringen gegen 10‘000 Stunden in der Schule! Diese Kompetenz umfasst Themen wie Strategien für den Umgang mit Konflikten, konstruktiver Umgang mit Risikoverhalten etc.
4.6. Eltern und Lehrer
Eltern sind ein weiterer „Trauerfaktor“. Ihre Kinder werden 800 – 1‘000 Stunden von der Schule fremdbetreut. Eltern kennen aber die Lehrerinnen kaum, was bei zwei Elternabenden pro Jahr nicht weiter erstaunt. Das „war halt schon immer so“ und setzt ein enormes Ver-trauen gegenüber den Lehrkräften voraus. Niemand würde jedoch sein Kind einem kaum bekannten Nachbarn zur Betreuung übergeben…
Lehrerinnen sollten Eltern ernst nehmen. Gegenseitige Akzeptanz ist ein wichtiger Erfolgs-faktor.
4.7. Beziehungsnetz in der Schule
Das Beziehungsnetz in der Schule ist entscheidend für die Leistungsfähigkeit.
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