Woche 1 – Segeltörn im Schärengarten von Stockholm

Die erste Woche. Sie begann leider nicht ganz unbeschwert, wie ihr im Bericht der Woche 0 lesen konntet. Dank guter Vorbereitung der anstehenden Beerdigung unseres Vaters nach meiner Rückkehr, welche nur durch die grossartige Unterstützung meiner Schwester und meinem Schatz möglich war, konnte ich mind. aus administrativer Sicht die erste Woche unbelastet angehen. Emotional war die Abreise doch eine Achterbahnfahrt der Gefühle, ich fühlte mich ziemlich „durch den Wind“.

Erschwerend dazu kam eine gewisse körperliche Einschränkung durch die Problemzone „Rücken“. Vor knapp einem Monat führte ein kleiner Sturz mit dem Fahrrad dazu, dass sich die Bandscheibe lautstark zurückmeldete… Glücklicherweise haben sich die Schmerzen in den letzten drei Wochen fast vollständig verflüchtigt. Was bleibt ist einerseits die Unsicherheit, was kommt und wie viel möglich ist; insb. Heben von übervollen Gepäckstücken, welche wie immer einiges enthielten, dass am Ende der Woche ungebraucht zurückgeschleppt wurde.

Nach drei Jahren ohne die Möglichkeit, auf einen Segeltörn zu gehen, startete am Samstag die Reise nach Schweden, konkret Stockholm. Dort durften wir eine 50-Fuss-Segeljacht (Sun Odyssey 509) mit dem schönen Namen Saphira übernehmen. Der Wetterbericht und die Windprognosen unterstützten die Vorfreude, beides sah gut bis sehr gut aus, um den Schärengarten von Schweden zu erkunden. Eine Gegend, die wunderschöne und überraschende Seiten hat und daran erinnert, dass vor ein paar Tausend Jahren hier alles von dickem Eis überdeckt war. Die Felsen – eben die Schären – sind Zeugen dieser vergangenen Zeit.

Wir, das sind sechs Kollegen, die schon mehrmals zusammen auf den verschiedenen Meeren dieser Welt – eher der europäischen – mit  Windunterstützung unterwegs waren. Eine Crew mit einem Skipper, den wohl mit seiner riesigen Erfahrung und seiner schier endlosen Energie kein Wetter oder andere ungemütliche Situationen oder Umstände aus der Ruhe bringen können und fünf Seglern mit Hochseepatent. 

Als Goodie gilt zu erwähnen, dass es auf unseren Törns kulinarisch doch einigermassen hoch her geht. Dazu gehören täglich selbstgemachtes Brot, ein leckeres Curry, Spaghetti – natürlich Barilla Nr. 5!!! – Risotto con funghi, griechischer Salat und eine geniale Restenverwertung, welche so umfassend ist, dass sie hier nicht vollständig genannt werden kann. Etwas habe ich vergessen: Sandwiches sind bei uns tabu, ausser es sind Pita-Brote mit verschiedenen fleischlichen und (zunehmend) vegetarischen Füllungen, natürlich frisch zubereitet. Zubereitet von der ganzen Crew, jeder ein Koch. Die einen – z.B. ich – eher als solide Basisköche, andere auf Level Chefkoch. Kein Wunder werden wir von anderen Crews beneidet, wenn sie von unserer Verpflegung hören.

So starteten wir bereits am ersten Abend bei vollem Tageslicht in die erste Bucht, wo wir nächtigten. Bei meistens fast fehlender kompletter Dunkelheit, was nicht sonderlich störend ist, sondern eher eine coole Erfahrung. Auf der Reise durch die Schären besuchten wir dann Utö – mit japanischer Aussprache benutzt der running Gag dieses Tripps – und Sandheim sowie verschiedene sehr schöne Buchten.

Einer der Höhepunkte war die Bucht Säck, welche im Eingangsbereich eine Tiefe aufwies, welche nur eine Haaresbreite – allenfalls auch eine Handbreite – grösser war, als der Tiefgang unseres „Panzers“. Die damit verbundene Adrinalinausschüttung wird mit einer wunderbaren Bucht mit gutem Ankergrund belohnt. Die Ausfahrt am nächsten Tag verlief ebenso problemlos, „Glück“ gehabt.

Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch einer öffentlichen Sauna auf Herholen. Alle der Mannen liessen sich das Schwitzen und das darauffolgenden Abkühlen in der sehr kühlen See nicht nehmen. OK, die einen waren schneller wieder aus dem Wasser, weil sie das Abfrieren gewisser Extremitäten fürchteten; was glücklicherweise nicht geschah.

Die Wetter- und Windaussichten bestätigten sich grösstenteils. Wir konnten sehr viele der 200 Meilen segeln, Ausnahmen waren seltene Flauten oder aber Passagen, die man möglichst kontrolliert durchfahren mussten. Regen gab es zwei Mal. Einmal nur kurz, so kurz, dass Gerüchten zufolge einzelne Crew-Mitglieder dieses Ereignis verschlafen haben, während andere dann doch vorsichtshalber das Ölzeug anzogen. Die Temperaturen waren recht kühl, was Luft und Wasser einschloss. Das hatte den Vorteil, dass der Sonnenschutz primär im Gesicht notwendig war und nicht  am ganzen Körper. Die Chefin der Charterfirma sagte uns, dass das die erste gute Woche war, die letzten beiden waren kalt und eher nass. Glück gehabt! 

Unsere Yacht leistete uns gute Dienste. Wenig war nicht in Ordnung, überaus gut ausgestattet war die Küche. Wichtig für uns, wie man weiter oben lesen kann. Ein grosses Manko war das Fehlen der Badeleiter. Wir – bekennende Kaltwasserbader – steigen wenn immer möglich einmal täglich ins kühle Nass. Ohne Badeleiter ein eher mühsames Unterfangen. Wie aufmerksame Lesende aber bereits wissen, gibt es da aber einen Skipper, der für alles eine Lösung hat. Und so dauerte es nicht lange, bis aus einem Seil und einem Ast eine veritable Alternativ entstand. Vielen Dank!

Zum Schluss des Törns stand eine Besichtigung der Stadt Stockholm an. Leider war hier nur noch die „halbe“ Crew dabei. Die Stadt hat um eine Million Einwohner und umfasst 14 Inseln in der Ostsee. Diese Inseln sind durch mehr als 50 Brücken verbunden. Das alleine macht ein Besuch schon sehr interessant.

Man kann hier wunderbar flanieren, Essen gehen, Museen besuchen, Rundgänge buchen etc. 

Wir besuchten das Vasa-Museum – hier sei eine klare Besuchsempfehlung angebracht -, liessen uns bei einer geführten Tour durch die Altstadt mind. die gesamte Geschichte von Stockholm erklären und staunten über die vielen Gewässer, welche den Reiz der Stadt ausmachen. Das Ganze absolvierten wir zu Fuss, so gegen 15 km über den Tag verteilt im zügigen Laufschritt. Leider war der Nutzen hinsichtlich des über die Woche „angesparten“ Übergewichts dann doch eher überschaubar oder eher unsichtbar.

Am nächsten Tag ging es dann mit dem Arlanda-Express in „no time“ auf den gleichnamigen Flughafen. Auf diesem haben wir dann ordentlich Zeit verbracht, die meiste davon in einer Warteschlange vor der Security. 

Fazit: Stockholm ist ein Besuch wert oder auch zwei, drei…

Woche 0 – kurz vor dem Start

So, nun stehen sie vor der Tür, die Langzeitferien; oder eben Sabbatical. Fünf von fast unvorstellbaren zehn Wochen sind fix verplant, der Rest gibt Raum für Spontanes oder das Lustprinzip, welches in einer vollen Agenda leider fast keinen Platz hat. Manche sind überrascht, wenn man ihnen das erzählt und meinen, dass man doch etwas Grosses unternehmen sollte, wenn man dann schon mal so viel Zeit zur Verfügung hat. Andere hingegen bekräftigten einen dabei, nicht zu viel vorzunehmen, dass man dann doch nicht tut.

Tja, ich werde erfahren, ob der gewählte Weg (für mich) der richtige war, ich bin optimistisch, dass er das ist. Und wenn wir gerade bei dem Spontanen, Unvorhersehbaren sind, dass Platz haben sollte – oder halt muss, gilt dies auch für Platz zum Abschied nehmen. Zum Beispiel dann, wenn ein Elternteil verstirbt. So gilt es, während zweier Reisen eine Beerdigung zu planen und durchzuführen. Schlimm, wenn es der dritte Todesfall innerhalb von sechs Monaten ist, im engsten Familienumfeld. Eine schwierige Zeit für die ganze Familie. Ich empfinde die anstehende Auszeit auch als Chance, diesbezügliche Emotionen zuzulassen, an die Verstorbenen zu denken und den Schmerz zu verarbeiten.

Geschäftlich galt es, die übervolle Mailbox zu zähmen, liebe Kolleginnen und Kollegen zu finden, welche einem die Arbeit während der Abwesenheit abnehmen und diese so gut als möglich zu instruieren. Was ging wohl alles vergessen?

Orientierung

Orientierung ist wichtig. Immer und jederzeit. Orientierung bedeutet jedoch nicht automatisch, den Weg zu verstehen, welchen man begeht oder begehen soll. Hierzu gibt es ein schönes Zitat von Albert Einstein,

«Man muss die Welt nicht verstehen, man muss sich darin nur zurechtfinden.».

Für andere denken

Es gibt so viele kleine Dinge, welche mit ein bisschen Engagement und Aufwand erledigt werden können und für so viele einen viel grösseren Nutzen stiften können. Man muss nur wollen. Und ein wenig für die anderen denken. Scheinbar nicht gerade eine Tugend des 21. Jahrhunderts.

Wandern an der Sitter

Grösserer Spaziergang der Sitter entlang. Start in Stocken, Ende zuhause, via Wittenbach und rund um Peter und Paul. Immer wieder lohnenswert, auch wenn die Sonne ausnahmsweise einmal den Fotografen nicht unterstützt.

Das Eine

In jeder Menge gibt es das Eine, das heraussticht. Vielleicht bist es gerade du.

Das Eine