Die Wahlfreiheit nimmt je länger je mehr Dimensionen an, welche dem Begriff Multioptionsgesellschaft eine neue Dimension verleihen. Oder besser gesagt, die Auswirkungen verlagern sich in die Phase des (irgend wann unvermeidlichen) Ablebens.
Hatte man früher als ordentlicher Mensch sein Testament im vollen Besitze seiner geistigen Fähigkeiten erstellt und vielleicht das eine oder andere bezüglich der Abdankung festgelegt, gibt es heute einen bunten Blumenstrauss an Massnahmen, die ein Mensch, der mit beiden Beinen – und eben im vollen Besitze… – auf dem Boden der Realität steht, möglichst vor seinem Ableben zu erledigen hat, damit ihm seine Wahlfreiheit bis nach dem Tod erhalten bleibt.
Heute kann ich also:
a) bestimmen, was mit meinen Organen geschehen soll, wenn ich ungeplant ablebe –> Organspendeausweis
b) bestimmen, ob ich eine CardioPulmonary Resuscitation (Herz-Lungen-Wiederbelebung) wünsche, sollte eine solche nötig sein –> no CPR – Stempel
c) bestimmen, zu welchem Zeitpunkt ich lebensverlängernde oder lebenserhaltende Massnahmen wünsche (und vieles mehr) –> Patientenverfügung
Jetzt ist es ja so, dass man sich in lebendem Zustand nicht gerne mit dem Gegenteil befasst. Die Ansichten, ob der Gedanke bereits unmoralisch, gottlos oder schlicht und einfach nicht angebracht ist, gehen – wen wundert’s – meilenweit auseinander. Auf keinen Fall möchte ich hier jemandem ein gutes oder schlechtes Gewissen machen, der solche Massnahmen trifft oder eben nicht. Mich fasziniert es, dass es heute möglich ist, sich Gedanken zu machen, welche eine Zeit betrifft, in der man nicht mehr in der Lage ist, seinen Willen zu formulieren und Angehörigen schwere Entscheidungen abzunehmen.
Wichtig am ganzen Thema scheint mir, dass solche Entscheide erstens freiwillig und zweitens – ganz wichtig! – mit seinen engsten Angehörigen abgesprochen werden. Es kann nämlich schnell und ungewollt passieren, dass die vermeintliche Erleichterung durch Formulierung seines letzten Willen für die Ausführenden oder Vetretenden zur grossen Last wird.
Übrigens: Wen meine persönliche Meinung / Verhalten interessiert, der kann mich über das Kontaktformular kontaktieren.
Quellen:
– Organspendeausweis: http://www.dialog-ethik.ch/patientenverfuegung
– no CPR: eine Firma im Thurgau, mit m. E. eher kaufmännischen als sozialen Interessen (siehe Artikel in der NZZ)
– Patientenverfügung: href=“http://www.dialog-ethik.ch/patientenverfuegung