In der ersten vollen Frankreichwoche waren wir im Norden und Nordwesten unterwegs. Verschieden lange Etappen erwarteten uns, wir freuten uns speziell auf die Atlantikküste. Und das Essen in Vannes.
Montag, 3. Etappe: La Rochette – Beauvoir (Saint-Mont-Michel)
Nach knapp 400 teilweise zähen Kilometern – Navi sei Dank… – bei zunehmend besser werdendem Wetter sind wir in der Bretagne angekommen. Rund um Paris war sehr viel los auf der Strasse, kein Vergleich zu den beiden ersten Tagen. Das änderte sich jedoch mit jedem Kilometer, welcher uns weiter weg von der Metropole führte.
Bisher hatten wir die Routenwahloption im Navi noch nicht gefunden. Vermutlich ist es auf „kürzeste Strecke“ eingestellt, was dann dazu führte, dass wir die kürzeste Strecke empfohlen bekamen. Den Strassenbreiten und -zuständen zufolge sowie den teilweise überraschten Blicken, waren wir eher eines der wenigen WoMo-Fahrenden, die zahlreiche Mini-Ortschaften durchfuhren. Natürlich immer mit einer 30er-Zone und dem obligaten Durchschüttel- und Geschirrklappermoment, wenn man die überall(!) vorhandenen Schwellen überfuhr.
Was niemand vermuten konnte, trat dann doch noch ein: wir erreichten einigermassen müde unser Ziel, den Camping aux Pommier in Beauvoir, rund 4 km von Mont-Saint-Michel entfernt. Die Einfahrt sah auf dem Situationplan schwieriger aus, als sie tatsächlich war. So standen wir innert kürzester Zeit auf dem Standplatz, recht gut ausnivelliert auf den beiden Keilen.
Kaum angekommen, machten wir uns bereit für den Ausflug auf Mont-Saint-Michel. Der „Berg“, welcher eine geschichtsträchtige Vergangenheit hat, hierzu gleich mehr. Wir gingen zu Fuss, was aufgrund unserer knappen „Unterernährung“ auf dem Heimweg zu einer kleinen Herausforderung wurde, waren wir doch ziemlich ausgebrannt und die Temperaturen hoch. Die ersten Anblicke des „Mont“ waren sehr eindrücklich. Man kennt die Bilder von ihm, in Natura sieht das Ganze dann doch um einiges wuchtiger und fast mystisch aus.
Nach der Überquerung des knapp 2 km langen Damms und zig Fotos des fehlenden Meeres (es war gerade ziemlich Ebbe), liefen wir bis zum höchstmöglichen Punkt und staunten über die pittoresken Gassen und die phänomenalen Ausblicke auf alle Seiten. Die Abby besuchten wir nicht, das behielten wir uns für den nächsten Tag. Zum Glück haben wir zwei Nächte vorgesehen. Am Abend haben wir dann auswärts gegessen, mega feine Moules, ein Sirloin-Steak und Pommes. OK, das Tarte Tatin hätte ich nun fast vergessen. Das Essen war sehr fein, mein Fleischstück hatte wohl eine sehr harte Lebenszeit hinter sich (selber schuld, mögen die Veg… nun denken. Stimmt!).




Dienstag, keine Etappe – Besuch von Mont-Saint-Michel und entspannen
Die Abby – Besuch mit Audioguide – ist sehr eindrücklich. Ursprünglich liess der Abt eine Abtei auf dem Felsen bauen. Über die Jahrhunderte wurde die Abtei aber auch als Gefängnis missbraucht, in welchem die Gefangenen unter schrecklichsten Bedingungen eingesperrt wurden. Und eingesperrt wurde man recht schnell, ohne Gerichtsverfahren, auf Antrag von Familienmitgliedern oder seinem Chef.
Auf dem Heimweg – dieses Mal mit den Velos – war einkaufen im nächstgelegenen Ort Pontorson angesagt. Man ist ja schlussendlich auch Selbstversorger und geniesst das Kochen mit Gas sowie das Geniessen neben Fat Boy. Kalorientechnisch war heute heute auf der Negativseite die rund 20 km Velofahren zu verzeichnen auf der „Positivseite“… Lassen wir das.





















Mittwoch, Mont-Saint-Michel über Saint Malo nach Cap Fréhel
Nach einer Fahrt mehrheitlich der Küste entlang und mind. einem Fotostopp sind wir in Saint Malo angekommen. Ziel war es, auf einem Parkplatz und Stellplatz zu übernachten. Wäre da nicht die geniale Idee meines Schatzes dazwischen gekommen, aber dazu später mehr.
Mit dem Bus sind wir „intra muros“ angekommen. Es ist beeindruckend, wie sich das Leben innerhalb der Stadtmauern abspielt und wie gross das Angebot – vornehmlich an französischen und bretonischen Speisen – ist, natürlich primär abseits der grossen Gassen. Vor dem Essen sind wir aber fast die ganze Stadtmauer abgelaufen. Erstaulicherweise waren wir nicht ganz alleine, trotz Vorsaison. Man will sich gar nicht vorstellen, wie es hier ungefähr in einem Monat zu un her geht…
Von der Mauer aus kann man das Naturspektakel Gezeiten sehr gut beobachten. Was wir in Saint Malo von ganz nah und Zentimeter zu Zentimeter beobachten konnten, findet hier eher aus der Ferne statt, z.B. anhand des Pegelstandes beim Fort National aus dem Jahre 1689.
Der Besuch der Kathedrale von Saint-Vincent ist empfehlenswert. Die sehr schönen Fenster sind mehr als ein Foto wert und offenbaren ein fantastisches Lichtspiel, wenn dann auch noch die Sonne die vielen Farben zum Leben erwecken. Die Geschichte mit den zahlreichen Rekonstsruktionen, insb. auch nach den Bombardements im 2. Weltkrieg ist eindrücklich, hierzu hat Wikipedia (in französisch) einiges zu erzählen.




Auf der Suche nach einem coolen Restaurant hatten wir zu Beginn Pech – ein wirklich sehr schickes Restaurant hatte leider keinen Platz. Wir kamen dann ziemlich unverhofft in einen Teil von Saint Malo, in welchem es zahlreiche gute Restaurants gab. Die waren aber nicht nur gut, sondern für ein kurzes Mittagessen schlicht zu schick. Schlussendlich landeten wir in der Crêperie Les Korrigans. Ein Besuch wert, sei es wegen der feinen Galletes, der Crêpes mit Caramel und natürlich Salz sowie der superfreundlichen Bedienung, welche sich hinreissen liess, meine doch eher schwachen Französischkenntnisse über den grünen Klee zu loben.


Nachdem wir genug vom Schlendern und Essen hatten, begaben wir uns zurück zu Fat Boy und vollzogen nun die weiter oben beschriebene sehr coole Idee: wir übernachteten nicht auf einem hundskommunen Parkplatz sondern auf einem überaus naturbelassen Campingplatz, resp. in einem Naturschutzgebiet; über die Sinnhaftigkeit kann und darf man geteilter Meinung sein… Nicht irgendeiner, sondern des Grössten in Frankreich mit 900 Stellplätzen und einer Fläche von30 ha. Dieser ist in der Nähe des berühmten Cap Fréhel und hat uns einen wunderbaren Sonnenuntergang und mir ein Bad im kühlen Ärmelkanal beschert.







Donnerstag, Fréhel – Cantizac (Vannes)
Nach nicht einmal 200 km sind wir in Vannes angekommen. Die wenigen Kilometer bis zum Camping in Cantizac gestalteten sich ein wenig mühsam, mussten doch mind. 30 Kreisel durchfahren werden. So viele, dass es der Navi-Damen schon fast zu viel wurde und Fat Boy teilweise ziemlich ächzte.
Nach einem kurzem „Resten wärmen“ machten wir uns auf den Weg in die zerklüftete Küste rund um Séné. Dies taten wir mit dem Velo, damit wir möglichst viel zu sehen und schlussendlich zu essen bekamen. Die Landschaft ist extrem schön, die Halb-/Inseln bieten sehr viel für das Auge und die innere Ruhe. Man kommt sich vor wie in einem (schönen) Traum und mag eigentlich gar nicht weiter gehen.





Unsere vorgängige Recherche hatte ergeben, dass es eine Einkehrmöglichkeit bei einem lokalen Austernfischer gibt. So kam es, dass wir dort einen Halt machten und überlegten, ob wir hier bleiben sollten. Der Fischer kam direkt auf uns zu und fragte, ob wir etwas degustieren möchte. Es gab Austern (Huîtres), Coquillages (Muscheln), Crustacis (Crevetten) und Seeschnecken. Wir liessen uns dann eine Auster geben, welche wir mit anfänglichem Misstrauen genossen. Diese waren tagesfrisch und werden quasi vor der Haustüre gezüchtet. Aus einer Auster wurde dann ein halbes Duzend, welches wir mit Brot und Butter sowie einem Glas Wein genossen.
Nun hatten wir ein Problem! Wir stellten nämlich fest, dass dies die „falsche“ Fischbeiz war. So blieb uns nichts anderes übrig, als nochmals einzukehren, nämlich dort, wo wir eigentlich wollten. Tja, so gab es halt auch noch rosa Crevetten und eine Fischsuppe, wiederum mit Brot und einer feinen Sauce; und einem Glas Sauvignon blanc. So hatten wir nun das Abendessen auch „gemeistert“ und so soviel frische Meeresfrüchte degustiert, wie noch gar nie – für knappe 30 Euro – und machten uns satt und leicht beschwingt auf den Heimweg.


Freitag: keine Route, (vermutlich) kulinarischer Höhepunkt in Vannes
Nach einer regenreichen Nacht und einem bretonischen Wetter, welches auch den Freitag dominierte, nutzten wir das „Sonnenfenster“ für einen Stadtbummel in Vannes. Eine wunderhübsche Stadt mit rund 50‘000 Einwohnenden, welche eine grosse Altstadt mit vielen Riegelbauten und typischen französischen – und vorallem bretonischen – Läden und Restaurants hat. An jeder Ecke hat es eine Bäckerei, welche allerlei Köstlichkeiten feilbieten, aber auch der typische Fischmarkt oder die Spezialitätenläden fehlen nicht.




Wir hatten – Monate im Voraus – im La Tête en l‘Air auf 13:00 Uhr reserviert (herzlichen Dank an Andi für diesen Tipp!). Ein Restaurant, welches im Michelin geführt und für seine haute cuisine bekannt ist. Die Auswahl ist bescheiden, aber nur theoretisch. Es gibt nämlich nur ein Überraschungsmenü, welches in drei bis sieben Gängen degustiert werden kann und alle drei Wochen wechselt; mit oder ohne Weinbegleitung. Zu Beginn wird man nach Allergien oder Speisen gefragt, welche man auf keinen Fall möchte. Wir hatten dies alles verneint und zwar nicht, weil unser Französisch bei weitem nicht reicht, um all die Köstlichkeiten zu verstehen, sondern weil wir es geniessen, uns überraschen zu lassen.
Nach einer (sehr) kurzen Diskussion entschieden wir uns für 5 Gänge mit Weinbegleitung… Haben wir es bereut? Nein, auch wenn die Kreditkarte kurz geächzt hat, war dies für uns ein gastronomisches Highlight, welches wir nicht missen möchten. Nicht nur die Speisen und der Wein waren sehr lecker, auch die Bemühungen aller Servierenden, uns auf französisch, englisch und mit Händen und Füssen alles zu erklären, war einzigartig. Dazu eine kaum zu überbietende (echte) Freundlichkeit, welche auch zwischen der Chefin, dem Chef und den Angestellten zu spüren ist. Unglaublich auch die Ruhe, welche in der Küche herrschte, in welche wir einen recht direkten Einblick hatten: kein Geschrei, kein nervöses Hin- und Her und ein häufiger Austausch zwischen allen mit einem Lächeln im Gesicht. Die heutigen Betreiber führen das Restaurant seit sieben Jahren, seit fünf Jahren nach dem jetzigen Konzept. Die Chefin ist überzeugt vom Konzept, ich wage zu behaupten zu recht.
Fazit: wir wussten gar nicht, aus was man alles feine Speisen zubereiten kann und dies mehr als einmal als Glacé, z.B. Erbsen oder Peperoni!






Samstag, Cantizac (Vannes) – Île de Ré (anstatt La Rochelle)
Mein Schatz ist die perfekte Touristenführerin und weiss genau, wo es noch etwas „zu holen“ gibt. So sind wir anstatt auf einem städtischen Stellplatz in La Rochelle auf der wunderschönen Île de Ré gelandet. Aber beginnen wir am Morgen.
Die Fahrt nach La Rochelle über knapp 300 km war irgendwie anders als die bisherigen Fahrten. Die Bretonen fahren ziemlich gelassen in der Weltgeschichte herum, drängeln kaum und lassen sich auch nicht von Fat Boy stören, höchsten aufhalten. Je weiter südlich, desto weiter erinnern einen die Zustände an – sagen wir mal – Italien. Es wird gedrängelt, die Toleranz lässt dramatisch nach. So hatte ich zwei Autofahrer gegen mich aufgebracht, als ich vor La Rochelle nicht bereit war, nach einer Auffahrt auf die Autostrasse anzuhalten, nur weil der andere nicht bereit war, seinem Fuss eine kurze Pause zu gönnen. So fuhr ich ihm – zugegebenermassen – relativ knapp vor die Nase. Das wurde von ihm – oder ihr? – mit einer sauberen „ich fahr zwei Zentimeter vor deiner Nase auf die Normalspur“ quittiert. Und natürlich Gehupe. Ebensolches durften wir uns dann auch noch von seinem Nachfolger anhören. Tja…
In La Rochelle entschieden wir uns dann aufgrund ziemlich starken Regens und wenig Parkiermöglichkeiten für die direkte Weiterfahrt auf den Camping auf der Insel. Die Überfahrt auf die Île de Ré ist ziemlich spektakulär, die Brücke knapp drei Kilometer lang. Die Fahrt durch die engen Gassen von Ste. Marie de Ré war ebenfalls ziemlich spektakulär. Glücklicherwieise sind mein Schatz, Fat Boy und ich schon ein ziemlich gut eingespieltes Team.
Der Campingplatz liegt direkt am Meer, man riecht, spürt und hört das Meerr regelrecht. Kurz eingeparkt, verpflegt und dann die Velos gesattelt ging es quer über die Insel nach La Flotte, eine kleine Hafenstadt. Dies mehrheitlich auf Velowegen und vorbei an Reben. Reben = Wein = degustieren. Nach einer kurzen Besichtigung der Hafenstadt – oder eher Hafendorf – degustierten wir dann zwei Roséweine. Na ja, lokale Weine, jedoch mind. nicht mein Geschmack. Die Velofahrt sowie ein paar schöne Fotos machten das aber locker wett.
Am Abend gingen wir noch an den Strand, aufgrund sehr kühler Temperaturen und Ebbe entfiel das obligate Bad. Schade.








Sonntag, Île de Ré – Arcachon
Rund 260 km standen auf dem Programm, um möglichst in die Nähe von Bordeaux und der Düne von Pilat zu kommen. Die Fahrt verlief unspektakulär, was auffällt sind die Autobahn-/Raststätten, welche weniger bieten. Dies hinsichtlich Angebot, aber auch hinsichtlich Parkplätzen für Wohnmobile.
Der Campingplatz ist nigelnagelneu. Das zeigt sich einerseits an der Adresse, welche unser Navi partout nicht kennen möchte (gut gibt es Google Maps) oder aber auch an verschiedenen nicht oder nur fast fertigen Einrichtungen. Nichtsdestotrotz ist es ein schöner Platz, wie alle Huttopia-Plätze sehr naturverbunden. Leider ist es immer noch recht kühl und wolkig, auf die Beschattung durch die Pinien und Laubbäumen können wir gut verzichten.
Nach dem Mittagessen hiess es dann wiederum Velo ausladen und ab in den Sattel. Nach ca. 10 km waren wir bei den Dünen von Pilat oder ein wenig despektierlich genannt, dem grössten Sandhaufen der Welt. Wir nahmen dann nicht den offiziellen Weg, sondern einen Schleichweg (bei Bedarf habe ich die Koordinaten). Dieser führte uns schnurstracks auf die höchste Stelle der Düne. Von dieser hatte man eine super gute Aussicht. Oder besser hätte, denn leider waren wir nicht ganz alleine (siehe Fotos). Nach einer ausgiebigen Foto- und Selfie-Session machten wir uns wieder auf den Weg zurück zu den Velos, was weitaus leichter viel, als der Weg hinauf.
Wir machten dann noch Halt in Arcachon für einen Apéro und das Bestaunen der Schönen und Reichen. Nicht wenige, notabene…






